Kleine Anfrage

der Abgeordneten Jutta Blatzheim-Roegler und Andreas Hartenfels (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zu Wettbewerbsfähigkeit und CO2-Reduzierung in der Nutzfahrzeugbranche


und Antwort
des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung


Die Kleine Anfrage 2106 vom 21. Januar 2014 hat folgenden Wortlaut:
Der zunehmende Schwerlastverkehr zählt zu einem der wesentlichen Problemfelder in der Verkehrs- und Umweltpolitik. Mit der Euro-6-Einführung zum 1. Januar 2014 konnte ein Beitrag geleistet werden, die Abgasbelastungen der Nutzfahrzeuge zu reduzieren. Das Commercial Vehicle Cluster (CVC Südwest) ist im Bereich der CO2-Reduzierung seit Jahren ein erfolgreicher Partner, um die Ziele der Umweltentlastung voranzutreiben.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung:

  1. Konnten die bisherigen Aktivitäten der Commercial Vehicle Cluster Nutzfahrzeug GmbH dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Clustermitglieder zu verbessern?
  2. Welche Beiträge werden die laufenden Leitprojekte voraussichtlich zur CO2-Reduzierung im Nutzfahrzeugsektor leisten?
  3. Welche Maßnahmen sind vorgesehen, damit die Betreiber von Nutzfahrzeugflotten (Lkw, Land- und Baumaschinen) die Ergebnisse aus den Leitprojekten im Betrieb ihrer Nutzfahrzeuge aufgreifen können?
  4. Welche weiteren Projekte plant CVC nach Abschluss der laufenden Leitprojekte und wie wird die CO2-Reduzierung dabei weiterverfolgt?


Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 11. Februar 2014 wie folgt beantwortet:

Nicht nur der Schwerlastverkehr auf der Straße, sondern auch der Nutzfahrzeugverkehr mit Bau- und Landmaschinen gehört zu den Hauptverursachern der Abgasbelastung. Die Euro-6-Einführung für Lkw zum 1. Januar dieses Jahres ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Reduzierung der Abgasbelastung.

Im Südwesten von Rheinland-Pfalz und der angrenzenden Metropolregion Rhein-Neckar sind 25 % der deutschen Nutzfahrzeugindustrie angesiedelt. Vor dem Hintergrund dieses starken Industrieclusters hat die Landesregierung gemeinsam mit namhaften Industrieunternehmen vor sieben Jahren die Commerical Vehicle Cluster Nutzfahrzeug GmbH (CVC) mit dem Ziel gegründet, die Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Partner durch Vernetzung und gemeinsame Technologieprojekte zu verbessern.

In der Folge hat sich die Technische Universität Kaiserslautern zu einer Denkfabrik für Nutzfahrzeugtechnologie mit mehr als 150 Wissenschaftlern, zwei Wissenschaftsclustern und einem Studiengang für Nutzfahrzeugtechnik entwickelt. Die Akteure haben sich zur Commercial Vehicle Alliance zusammengeschlossen, die im März dieses Jahres bereits zum dritten Mal eine internationale Tagung für Nutzfahrzeugtechnik ausrichtet. Mit diesem Nutzfahrzeugcluster hat Rheinland-Pfalz eine führende Position im Bundesgebiet. Die technologische Vorreiterposition des Clusters bei der CO2-Reduzierung von Nutzfahrzeugen wurde uns im Rahmen einer Veranstaltung der Landesvertretung in Brüssel von Vertretern des EU-Parlaments und von den Experten der EU bestätigt. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:


Fragen 1 und 2:
Nutzfahrzeuge sind Arbeitsmaschinen, bei denen es vor allem auf Zuverlässigkeit und geringe Betriebskosten ankommt. Der größte Kostenblock für Betreiber von Nutzfahrzeugen sind die Treibstoffkosten, deshalb ist die Senkung der Treibstoffkosten der wichtigste Innovationstreiber in der Nutzfahrzeugindustrie. Weniger Treibstoffverbrauch bedeutet gleichzeitig weniger CO2-Ausstoß und weniger Schadstoffe. Die Wettbewerbsfähigkeit der Clustermitglieder konnte vor allem durch die aktuellen Leitprojekte verbessert werden, die auf die CO2-Reduzierung ausgerichtet sind:

Leitprojekt Halbierung CO2-Ausstoß im Müllsammelbetrieb
Bei diesem Leitprojekt konnte der Cluster eine enge Zusammenarbeit zwischen Fahrzeugherstellern und Aufbautenherstellern organisieren. Bei den Müllsammelfahrzeugen konnten die beteiligten Partner durch die Vermittlung des Clusters eine Reihe technischer Verbesserungen insbesondere im Zusammenwirken von Fahrzeug und Aufbau identifizieren, die in der Summe zu einer Halbierung des Energieverbrauchs und damit des CO2-Ausstoßes führen werden.

Zudem können die Einsparungen, die durch diese technischen Maßnahmen erzielt werden, durch gezielte Fahrerschulungen und einen besseren Fahrzeugeinsatz weiter ausgebaut werden. Die technischen Verbesserungen sollen in den nächsten Monaten zunächst in einem Prototyp realisiert und erprobt werden. Eine Umsetzung ist danach in neuen Fahrzeugen geplant. Die beteiligten Projektpartner konnten aus diesem Projekt einen deutlichen Nutzen für ihre Wettbewerbsfähigkeit gewinnen.

Leitprojekt Elektrifizierung von Nebenaggregaten
Nebenaggregate von Nutzfahrzeugen, wie Baggerschaufeln und Frontlader, werden heute fast ausschließlich mit Hydraulik betrieben. Dabei wird ständig Energie für die Hydraulikpumpen verbraucht. Elektroantriebe haben diesen Nachteil nicht, weil nur dann Strom fließt, wenn gearbeitet wird. Der Cluster konnte hier Hersteller und Zulieferer aus den unterschiedlichen Teilbranchen wie Lkw, Müllsammelfahrzeuge, Land- und Baumaschinen anhand einer gemeinsamen technologischen Herausforderung vernetzen. Alle am Projekt beteiligten Unternehmen konnten ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Austausch von Know-how, durch Kooperation und durch die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse verbessern. Darüber hinaus konnten Hersteller von Elektromotoren und Sensoren an den Nutzfahrzeugsektor herangeführt werden, die bisher keine Lieferanten der Nutzfahrzeugbranche waren.

Für die Elektrifizierung von Nebenaggregaten kann in speziellen Anwendungen eine Energieeinsparung bzw. CO2-Reduzierung von mehr als 50 % realisiert werden. Die technische Umsetzung in Baumaschinen bietet entsprechend große Potenziale zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes.

Leitprojekt CO2-neutrale, energieautarke Landwirtschaft
Landwirte können in Zukunft noch stärker als bisher selbst erzeugte Energie aus erneuerbaren Quellen für den Betrieb von Fahrzeugen und Maschinen einsetzen. Beim Leitprojekt energieautarke Farm, das in Kooperation mit John Deere und dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westpfalz (Hof Neumühle bei Winnweiler) durchgeführt wird, kann die Reduktion des CO2-Ausstoßes
mehr als 80 % betragen. Voraussetzung ist, dass sich der gesamte Energiebedarf eines Bauernhofes komplett mit regenerativen Energien abbilden lässt und der Fahrzeugbestand mit Biokraftstoff oder mit elektrischen Antrieben betrieben werden kann. Zur Umsetzung ist die Kopplung mit einem intelligenten Energiemanagementsystem erforderlich, das Gegenstand eines weiteren Entwicklungsprojekts sein könnte.


Zu Frage 3:
Das Ergebnis des Leitprojektes zu umweltfreundlichen Müllsammelfahrzeugen wird eine wissenschaftlich abgesicherte Evaluierung dieser Fahrzeuge gegenüber konventionellen Antrieben sein. Wir werden diese Ergebnisse mit Unterstützung der Stadtwerke Speyer den Kommunen in Rheinland-Pfalz vorstellen. Darüber hinaus ist geplant die Projektergebnisse auf Bundesebene in Veranstaltungen der Entsorgungswirtschaft und auf wissenschaftlichen Tagungen vorzustellen. Die Landesregierung möchte die Stadtwerke Speyer, die über langjährige Erfahrungen mit gasbetriebenen Müllsammelfahrzeugen verfügen, zu einem landesweiten Leuchtturm für umweltfreundliche Fahrzeuge ausbauen.

Dieser Leuchtturm soll anderen Kommunen den Weg zu umweltfreundlichen Müllfahrzeugen aufzeigen. In Speyer sollen auch Logistikunternehmen gewonnen werden, die sich mit umweltfreundlichen Fahrzeugen beteiligen und sich mit ihren Erfahrungen in der Logistikbranche einbringen. Das Dienstleitungszentrum Ländlicher Raum Westpfalz (Hof Neumühle) soll als Demonstrationsprojekt für die energieautarke Farm dienen. Der CVC wird dort in Kooperation mit der Landesregierung, John Deere und anderen Unternehmen Veranstaltungen für Landwirtinnen und Landwirte sowie Lohnunternehmen organisieren. Die Veranstaltungen können zudem ausländischen
Delegationen offen stehen.

Die Ergebnisse aus den CVC-Leitprojekten werden in Fachtagungen präsentiert und in Beiträgen der Fachpresse dargestellt. Auf diesem Wege und über gezielte Veranstaltungen werden Flottenbetreiber informiert und motiviert die Erkenntnisse in ihren Unternehmen aufzugreifen.

Zu Frage 4:
Der CVC wird sich noch stärker als bisher Themenstellungen aus dem Bereich der mittelständischen Hersteller von Anbaugeräten und Spezialmaschinen (Bau und Forst) sowie der Zulieferunternehmen annehmen. Ein Projekt zu neuen Fertigungsverfahren und zu Materialeffizienz bei der Produktion von Kleinserien soll einen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Zulieferer leisten. Im urbanen Lieferverkehr bieten umweltfreundliche Lkw und flexible Wechselaufbauten für unterschiedliche Anwendungen große Möglichkeiten den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Konzeptstudien der TU Kaiserslautern haben zum Ziel, für Flottenbetreiber und Logistikunternehmen neue Geschäftsmodelle zum Einsatz umweltfreundlicher Fahrzeuge zu entwickeln, sowie den Fahrzeugherstellern Ansätze für neue Fahrzeugkonzepte zu bieten.

Der fahrerlose Einsatz von Fahrzeugen – zum Beispiel auf Baustellen – bietet Möglichkeiten, die Effizienz in Prozessen zu erhöhen und gleichzeitig den CO2-Ausstoß zu senken. Die TU Kaiserslautern verfügt zu diesem Thema über besondere wissenschaftliche Kompetenzen. Die beteiligten Partner im Cluster sind aktuell in einem Diskussionsprozess über mögliche neue Projekte. Die beteiligten Industrieunternehmen entwickeln im Cluster gemeinsam mit der Wissenschaft Technologien zur CO2-Reduzierung von Nutzfahrzeugen.

Eveline Lemke
Staatsministerin

Kleine Anfrage hier als PDF herunterladen



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