Plenarrede

Wirtschafts- und Standortfaktor Tourismus in Rheinland-Pfalz auf Antrag der Fraktionen der SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 17/1557 - dazu: Tourismus als wichtigen Wirtschafts- und Standortfaktor in Rheinland-Pfalz weiter stärken auf Antrag (Alternativantrag) der Fraktion der CDU - Drucksache 17/1607 -


Abg. Jutta Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Schon der Titel unseres Antrags zeigt, worum es uns geht, wenn wir heute Tourismus in Rheinland-Pfalz thematisieren, nämlich als Wirtschafts-und Standortfaktor, und zwar als einen der wichtigsten Wirtschaftszweige für unser Bundesland.

Ja, wir leben in einem Bundesland, in dem andere Urlaub machen. Unser Land ist vielfältig und bietet für fast jeden etwas: Eifel, Mosel, Saar, der Hunsrück, das Ahrtal, das Lahntal, die Nahe, die Pfalz, Rheinhessen

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,der SPD und der FDP)

und natürlich das Rheintal, das schon seit dem 19. Jahrhundert beliebtes Reiseziel auch bei ausländischen Touristen war. Reicht es allerdings im 19. Jahrhundert noch, die romantischen Burgen am Rhein praktisch da sein zu lassen, haben sich die Vorlieben und die Ansprüche im Laufe der Zeit geändert. Radfahren ist angesagt, aber ein kleines Dreieckzelt als Schlafstätte wie noch in den 50er- und 60er-Jahren gehört nicht mehr zum Standard. Wandern im Dahner Felsenland oder auf den verschiedenen Steigen erfreut sich großer Beliebtheit.

Aber auch dort möchte der Gast ein gutes Hotelbett genießen. Das ist ein Teil der Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. In den letzten 15 Jahren war die Konkurrenz in Rheinland-Pfalz nicht mehr unbedingt beispielsweise zwischen Ahr und Pfalz, sondern zwischen dem Ferienland Rheinland-Pfalz und Mallorca oder anderen Zielen. Ich glaube, es macht eine Stärke unserer Tourismusstrategie aus, dass die Akteure das auch verstanden haben.

Es wurde gesagt, der innerdeutsche Urlaub nimmt einen Aufschwung. Allerdings haben mich in letzter Zeit auch schon besorgte Anrufe von Freunden aus dem Ausland erreicht, weil sie meinen, eine wachsende fremdenfeindliche Stimmung in Rheinland-Pfalz und in Deutschland zu beobachten. Ein besonderes Highlight unseres Bundeslandes ist sicher der Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Ich würde mir nach wie vor wünschen, dass auch die Opposition ohne Wenn und Aber endlich dazu steht. Schauen Sie einmal zu den Kollegen aus Baden-Württemberg. Dort gibt es einen Konsens über alle Parteien hinweg zu dem auch noch jungen Nationalpark und kein Gezeter um jeden Euro.

(Beifall des Abg. Dr. Bernhard Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

In Bayern diskutiert man über einen dritten Nationalpark. Das sollte Ihnen zu denken geben. Jährlich 50 Millionen Besucher gibt es in deutschen Nationalparks. Im ersten Jahr hat unser Nationalpark, der so gesehen noch im Werden ist, ebenfalls bereits viele Buchungen gehabt. Die Kreativität, etwas Neues auszuprobieren, beispielsweise auch Gemeinden zu unterstützen, liegt Rheinland-Pfalz sehr am Herzen.

Ich verweise da auf die Hängeseilbrückein Mörsdorf, die hier auch erst einmal sehr belächelt worden ist. Sie ist damals mit 700.000 Euro vom Land unterstützt worden und hat im ersten Jahr eine Zahl von 340.000 Besuchern erreicht. Damit liegt sie im Moment in der Beliebtheitsskala vor dem Speyerer Dom. Kommen Sie einmal in den Hunsrück. Da gibt es auch viel zu sehen. Stillstand ist Rückschritt. Das hat der Kollege Winter gesagt. Vielen Dank für diesen engagierten Einstieg, Herr Kollege.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und FDP)

Stillstand ist Rückschritt. Das gilt auch für den umkämpften Markt der touristischen Angebote. Heutzutage ist es beispielsweise für Hoteliers eine wichtige Entscheidung, was sie anbieten wollen: Familienhotel, Radwanderhotel, spezielle Wellnessangebote, ein gutes Management. Natürlich geht heute auch ohne die Liebe zum Beruf nichts mehr.

Auf dem Tourismustag 2016 in der vergangenen Woche in Bad Neuenahr konnte ich wieder einmal in zahlreichen Gesprächen feststellen, dass das Tourismusgewerbe i nRheinland-Pfalz außerordentlich leistungsfähig ist. Es ist immer wieder sehr kreativ und vor allen Dingen sehr gastfreundlich und im besten Sinne des Wortes heimatverbunden.

Regionale Angebote haben Konjunktur, aber eben in guter Kooperation. Da hat sich wirklich in den letzten zehn Jahren etwas entwickelt.Ich möchte Ihnen ein Beispiel aus meiner Regionen nennen, was vor ein paar Jahren völlig unmöglich gewesen wäre. Wir haben im Dezember immer den Weihnachtsmarkt in Bernkastel-Kues. Es gibt ihn seit 39 Jahren. Seit sechs Jahren haben wir auch einen Weihnachtsmarkt in Traben-Trarbach, ein paar Kilometer weiter unten.

(Zuruf von der SPD: Unterirdisch!)

– Ein unterirdischer Weihnachtsmarkt. Es gibt nun seit zwei Jahren eine Kooperation zwischen den beiden Orten und einen kostenlosen Shuttle, sodass Besucher beide Weihnachtsmärkte besuchen können. Das in den Konkurrenzstädten zwischen Bernkastel-Kues und Traben-Trarbac hist ein Fortschritt. Das ist aber auch die richtige Herangehensweise.

(Glocke der Präsidentin)

Im Koalitionsvertrag ist verabredet, dass die Tourismusstrategie 2015 weiterentwickelt werden soll. Mit unserem Antrag möchten wir einen Aufschlag machen. Wir möchten es begleiten und freuen uns auf weitere Diskussionen im Ausschuss. Danke.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,der SPD und der FDP
– Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Sehr gut!)

 

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