Plenarrede

Steuerfinanzierte Kampagne gegen die Landwirtschaft – SPD-geführtes Bundesumweltministerium stellt Landwirte an den Pranger Antrag der Fraktion der CDU - Drucksache 17/2245 -


Abg. Jutta Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mir den Antrag der CDU selbstverständlich genau durchgelesen.

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Oh!)

Es gibt zwei Passagen, die ich gut finde. Sie haben allerdings nichts mit Ihren Forderungen zu tun. Zum einen steht dort, wenn ich zitieren darf: „Die Landwirtschaft sollte – wie andere Wirtschaftszweige auch – differenziert betrachtet werden. Denn wir alle tragen Verantwortung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und die damit verbundenen Arbeitsplätze inmitten unserer Gesellschaft.“ Völlig d’accord.

Der zweite Teil: „Ein Teil unserer Bevölkerung hat heute keinen Bezug mehr zur Gewinnung der Lebensmittel, die sie täglich verzehrt. Es wird zunehmend schwerer, sich objektiv zu informieren, sei es über die Fleischproduktion oder den Obst- und Gemüseanbau.“ Auch das finde ich eine richtig gute Analyse; denn auch das ist in der Tat ein Teil des Problems. Ein Teil des Problems ist es tatsächlich, dass viel zu wenige Menschen heute noch wissen, woher die Milch kommt – nicht aus der lila Kuh –, wie Gemüse wächst und wie man es zubereitet.

Deswegen ist es uns in Rheinland-Pfalz so wichtig, möglichst überall dort, wo es irgendwie geht, in den Kitas, in den Schulen, eine Frischeküche anzubieten, die Kinder mit einzubeziehen, ihnen zu zeigen, wie es ist, wenn man Kartoffeln schält und sie kocht, wenn man sie nicht irgendwie aus der Büchse bzw. künstlich aus der Dose oder aus dem Glas kocht. Kartoffeln aus dem Glas gibt es auch schon.

Es gab letztlich die Nachricht, dass immer mehr Menschen Convenience-Produkte vorziehen, also die bequeme Art, das Essen zu kochen. Während es 2007 weltweit 15 % waren, war es 2015 in Deutschland jeder dritte Deutsche, der auf Convenience-Produkte zurückgriff. Wir sollten mehr Anstrengungen unternehmen, um den Menschen wieder nahezubringen, dass die Lebensmittel Mittel zum Leben sind und von Menschen und Tieren erzeugt werden.

Insofern wäre es vielleicht gar nicht so schlecht – ich bin keine Bildungspolitikerin –, Ernährungskunde, von mir aus auch Hauswirtschaft, in den Schulen wieder mehr nach vorne zu stellen. Das hielte ich für eine gute Idee.

Ich gehe einmal davon aus, dass die meisten Anwesenden auch hier eine Landwirtschaft wollen, die gesundes Essen produziert und dabei nicht die Umwelt und somit unsere Ökosysteme, die biologische Vielfalt, das Wasser und den Boden belastet und somit auch langfristig die Menschen ernährt. Zu dieser Kategorie, zu diesen Betrieben, die gut arbeiten, können wir Gott sei Dank die Betriebe in Rheinland-Pfalz zählen; denn hier gibt es keine Massentierhaltung in diesem Sinne wie in anderen Bundesländern, die auch für die Tiere mit Risiken verbunden ist.

Ich bin stolz darauf, dass wir in der letzten Legislaturperiode, als Ulrike Höfken dem Landwirtschaftsministerium vorstand, den Anteil der Biolandwirtschaft, die sehr umweltfreundlich wirtschaftet, steigern konnten und Rheinland-Pfalz nun mit 8,5 % der Fläche deutlich über den Pro- zentsätzen anderer Bundesländer liegt, was die Biolandwirtschaft angeht. Andere Bundesländer haben im Schnitt 6,5 % an Biolandwirtschaft.

Dass das aber nur eine einseitig grüne Angelegenheit ist, bekomme ich wahrscheinlich gleich wieder um die Ohren gehauen. Ich möchte darauf verweisen, dass bei der BIOFACH, die jetzt in Nürnberg stattfindet, auch Minister Schmidt, der Bundeslandwirtschaftsminister, sich dazu bekannt hat, dass das Ziel sein muss, 20 % des Landbaus als Ökolandbau zu nutzen.

Auch er hat eingesehen, dass Biolandwirtschaft klare Vorteile für Umwelt, Wasser und Gesundheit hat. Ich will es nur an einem Beispiel begreiflich machen. Die Nitratbelastung – darüber haben wir heute Morgen auch schon gesprochen – der Böden und des Grundwassers ist so, dass, wenn wir dort nichts tun, künftig zwischen 20 % und 60 % mehr Belastungen auftreten werden. Verbunden damit ist auch eine finanzielle Belastung. Das wäre für die Gesellschaft eine schlechte Sache.

(Glocke des Präsidenten)

Die technische Aufbereitung des Trinkwassers zur Nitratentfernung kostet nämlich Geld. Es ist also im Sinne aller, wenn wir den Weg Richtung Bio weiter beschreiten.

Ein Wunsch zum Schluss: Eine gemeinsame Kampagne von Erzeugern, von Bäuerinnen und Bauern, von Verbraucher- und Umweltschutzverantwortlichen wäre zu begrüßen. Gesundes Essen, eine gesunde Umwelt, Klima- schutz und ein gutes Auskommen für diejenigen, die unser tägliches Brot herstellen:

(Glocke des Präsidenten)

Das sollte unser gemeinsames Interesse sein. Danke schön.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei SPD und FDP)

 

Hier vollständiges Plenarprotokoll (PDF) herunterladen

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