Plenarrede

AKTUELLE DEBATTE - Nachwuchsmangel im Handwerk – Duale Ausbildung stärken – Drucksache 17/7070 –

 

Abg. Jutta Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht sollte man einmal ein bisschen weg von der Pauschalisierung: hier die Akademisierung, die eher negativ bewertet wird, dort die handwerkliche Ausbildung, die eher positiv bewertet wird.

Es kommt auch darauf an, wie sich das Kind, wie sich der junge Mensch entwickelt. Ich bin Mutter von vier Kindern. Da bekommen Sie die ganze Bandbreite mit, vom Studium bis zur handwerklichen Ausbildung. Von daher ist es – ich fordere das schon ein – auch Aufgabe der Eltern, ihre Kinder dahin zu begleiten, wo die Stärken sind. Nicht jedes Kind hat seine Stärken im Handwerk, aber auch nicht jedes Kind hat seine Stärken in einer gymnasialen Ausbildung oder in einem Studium.

Ja, die duale Ausbildung ist ein zentraler Pfeiler der Wirtschaft und Gesellschaft in Rheinland-Pfalz. Dies bewusst zu machen, diesen Prozess beispielsweise auch an den Gymnasien bewusst zu machen – was wir voll unterstützt haben –, ist Gott sei Dank in den letzten Jahren auch tatsächlich umgesetzt worden.

Wir haben mit der dualen Ausbildung in Deutschland wirklich ein Pfund in der Hand – das wurde auch schon gesagt –, welches garantiert, dass unsere Handwerksbetriebe auch einen sehr guten Nachwuchs bekommen. Aber angesichts der demografischen und der technologischen Entwicklung stehen die Handwerksbetriebe, aber auch die Berufsschulen vor vielfältigen Herausforderungen.

Nichtsdestotrotz, wenn man isoliert auf Rheinland- Pfalz blickt, besagt der DGB-Ausbildungsreport für das Jahr 2017, dass die Zahl der Ausbildungsverhältnisse bundesweit im letzten Jahr um 0,6 % stiegen, in Rheinland- Pfalz der Anstieg aber mit 1,2 % doppelt so hoch ausfiel. Weiterhin liegt der Zuwachs im Handwerksbereich, in dem im Moment der größte Fachkräftebedarf besteht – gerade dort wird auch immer wieder das Nachfolgeproblem thematisiert –, bundesweit bei 1,4 % und in Rheinland-Pfalz sogar bei 4,4 %. Das heißt doch, dass auch die Maßnahmen der Landesregierung und natürlich auch der Ausbilder sowie – dies wurde bereits angesprochen – von Ausbildungsmessen vor Ort ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass in Rheinland-Pfalz die Situation vielleicht nicht optimal ist, aber auf jeden Fall besser als in manch anderem Bundesland.

Die politischen Maßnahmen der Landesregierung dazu liegen beispielsweise in dem Angebot eines Schulentwicklungsprojekts EQuL. Weiterhin wurde schon gesagt, die Fachkräftestrategie trägt dazu bei. Es gibt ein Projekt „Berufsschule 2020“, das über einen Zeitraum von zwei Schuljahren mit vielfältigen pädagogischen, organisatorischen und technischen Möglichkeiten erprobt wurde, und es gibt natürlich auch noch die Coaches für betriebliche Ausbildung, Feriencamps oder die Woche der beruflichen Bildung.

Ich möchte noch einmal auf das Thema der Aktuellen Debatte zu sprechen kommen, den Nachwuchsmangel im Handwerk. Das Nachwuchsproblem beschränkt sich nicht nur auf das Handwerk, sondern es betrifft auch andere Ausbildungsberufe. Daher sollten wir uns vielleicht in Erinnerung rufen, dass – wenn wir über Fachkräftemangel reden – eigentlich jedem klar sein müsste, dies schreit geradezu nach einem praxisnahen Einwanderungsgesetz. So kann es doch nicht etwa sein, dass es einem qualifizierten Asylantragsteller, der hier einen Job oder eine Ausbildung gefunden hat, nicht möglich ist, innerhalb des Asylverfahrens in die Erwerbsmigration zu wechseln. Diesen Spurwechsel zuzulassen, ist längst überfällig.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Mit Erlaubnis der Präsidentin darf ich ein Zitat von Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, in der WELT vom 17. August zitieren: „Es wäre doch geradezu widersinnig, wenn man genau die abschiebt, die in unseren Betrieben zu diesen gesuchten Fachkräften ausgebildet worden sind.“ Er betont: „Im Handwerk suchen wir händeringend Fachkräfte.“ Ja, wir brauchen die Zuwanderung. Das wollten viele allzu lange nicht wahrhaben. Wir brauchen Arbeitsmigration mit einem jährlichen Kontingent und einem Punktesystem, und darüber muss man sich verständigen.

(Glocke der Präsidentin)

Wir brauchen natürlich weiterhin auch die Kraft, unseren Kindern, unseren jungen Menschen die duale Ausbildung immer wieder als eine hervorragende Möglichkeit nahezu-bringen,

(Glocke der Präsidentin)

um gut ins Leben zu starten. Danke schön.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP
- Zuruf des Abg. Alexander Licht, CDU)

 

Hier gesamtes Plenarprotokoll (PDF) herunterladen



zurück

Aktuelle Termine

Landesdelegiertenversammlung

in Lahnstein

Mehr

Kreistagssitzung

Sitzungssaal Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich

Mehr

Jutta unterstützt die Aktion als Patin an der IGS Morbach und am Gymnasium Traben-Trarbach. Infos hier>>

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>