Plenarrede

Versorgung in der Corona-Pandemie – Landwirtschaft ist systemrelevant – Drucksache 17/11927 –


Abg. Jutta Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! „Versorgung in der Corona-Pandemie – Landwirtschaft ist systemrelevant“, das ist der Titel der Aktuellen Debatte. Vorweg möchte ich sagen, die Landwirtschaft kann auf das stolz sein, was sie erreicht hat. Der Selbstversorgungsgrad in der Landwirtschaft liegt bei uns in Deutschland bei rund 90 %. Auch wenn das nicht für alle Bereichein den Betrieben gilt, so sieht man doch, wie gut es uns in Deutschland geht.

In der Krise, die wir jetzt hoffentlich einigermaßen überstanden haben, hat die Landwirtschaft viel Wichtiges geleistet. Die Versorgungssicherheit in Deutschland war stets gewährleistet. Insofern hat es – vor ihnen haben verantwortliche Politikerinnen und Politiker immer wieder gewarnt – für Hamsterkäufe keine Grundlage gegeben.

Ich bin froh, dass wir heute von der FDP diese Aktuelle Debatte vorgeschlagen bekommen haben. Daran kann man zeigen, welch hohe Wertschätzung die Landesregierung gegenüber der Landwirtschaft zeigt, indem die Landesregierung bei ihrer Politik immer wieder den Blick bzw. das Bewusstsein auf das Pfund richtet, das wir haben, nämlich regionale und gesunde Lebensmittel, die konkret vor Ort gefördert werden.

In den Schulen legen wir beispielsweise Wert auf die Integration des Themas „Ernährung“ in den Schulunterricht. Es ist wichtig, dass schon im Kitabereich die Förderung beginnt und dann Schulgärten, Schulprojekte oder Unterrichtsreihen durch die Landesregierung erfolgen; denn das ist sozusagen die Saat, die wir legen, damit Menschen das, was sie zum Leben brauchen, zu schätzen wissen.

In der Unterrichtsreihe „ABC der Lebensmittel“ in Zusammenarbeit mit den Landfrauen lernen seit 2013 über 6.000 Schülerinnen und Schüler wichtige und insbesondere regionale Lebensmittel kennen und bereiten daraus einfache Gerichte zu. In einer Zeit, in der die Zahl der Convenience-Produkte, der halbfertigen und Fertigprodukte, stetig steigt, in der Untersuchungen zeigen, dass es immer mehr Haushalte gibt, in denen gar nicht mehr gekocht wird, in denen eine sehr teure Küche nur zum Schönanzusehen da ist, ist es wichtig, dass Menschen wieder eine Verbindung zu dem bekommen, was die Landwirtschaft produziert.

Mit dem Öko-Aktionsplan fördern wir die Absatzwege für regionale biologische Produkte. Ich muss sagen, das ist ein Erfolgsprodukt; denn diese werden deutlich umfangreicher nachgefragt, als wir es im Moment bedienen können. Einwichtiges Projekt ist die Förderung der Absatzwege, um auch in Krisen immer eine gute Versorgung gewährleisten zu können. Das sind Beispiele, die zeigen, unsere Landwirtschaft im Land ist uns etwas wert. Deswegen fördern wir sie mit solchen Programmen. Deswegen fördern wir ihre Absatzwege mit solchen Programmen.

Ich möchte noch auf drei Aspekte zu sprechen kommen, zum Beispiel auf die Stärkung der regionalen Vermarktung, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Hälfte der Menschen gibt an, dass sie mehr regionale Produkte wünscht. Es scheint also einen erhöhten Bedarf zu geben, den die Landwirtschaft bisher so nicht stillen konnte. Wir brauchen deswegen hohe Standards, damit die Verbraucherinnen und Verbraucher von Regionalität auf gute Qualität und ökologische Erzeugung schließen. Deswegen brauchen wir eine glaubwürdige, einfache und bundesweite Regionalkennzeichnung von Lebensmitteln sowie die Zertifizierungsmöglichkeit für Regional- und Dachmarken.

Wir brauchen mehr Bio, um Wahlfreiheit zu geben und die Nachfrage zu decken; denn 76 % der Deutschen kaufen Bio-Lebensmittel immerhin schon gelegentlich ein. Klasse bedeutet da nicht Masse.

(Glocke der Präsidentin)

Es ist auch vom physiologischen Ernährungswert etwas anderes, wenn Sie Lebensmittel aus ökologischer Produktionnehmen. Holen Sie sich beispielsweise Kartoffeln. Die haben einen anderen Nährwert, weniger Wasser und schmecken einfach besser. Deswegen ist es richtig, so etwas zufordern.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und vereinzelt bei SPD und FDP)


Abg. Jutta Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Mein Vorredner hat einige Aspekte der Farm-to-Fork-Strategie erwähnt. Ja, auch das Thünen-Institut hat eine Studie veröffentlicht, in der klar wird, dass beim Ökolandbau die Effekte „Resistenter gegen Dürre“ und „Resistentergegen Starkregen“ sehr deutlich zutage treten. Dass Ökolandbau Klima, Boden und Wasser schont, ist für den Erhalt der Artenvielfalt wichtig. Das ist kein Nice-to-have. Das ist etwas, was wir beispielsweise in China beobachten, wo die Artenvielfalt und die Bienen schon sehr zurückgegangen sind und jetzt Menschen bei der Bestäubung von Pflanzen herangezogen werden. Das wollen wir doch nicht.

Wenn wir es nicht lernen, mit der Natur zu leben und gegen sie leben, dann wird es dazu führen, dass wir unsere eigenen Wurzeln sozusagen abschlagen. Genau das ist die Verantwortung, die wir auch im rheinland-pfälzischen Landtag für unsere Landwirtschaft und für unseren Weinbau haben. Genau deswegen ist es auch wichtig, hier die Debatte zu führen.

Ich halte es für eine Scheindebatte, wenn man sagt: Damit in anderen Ländern keine Dürre herrscht, dürfen wir hier keine Maßnahmen angehen, die das bei uns unterbinden .Selbstverständlich kann es nicht sein, dass wir sagen, wir wollen alles schön ökologisch und für unsere Nachwelterhaltenswert bearbeiten, und gleichzeitig vielleicht noch mit einem Flugzeug zu Weihnachten die Erdbeeren hierher transportieren. Aber genau diese Debatte führen wir auch immer. Deswegen noch einmal: Regional und möglichst biologisch angebaut ist das richtige Zukunftsrezept auch für unsere Landwirtschaft.

Danke.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)

 

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Jutta unterstützt die Aktion als Patin an der IGS Morbach und am Gymnasium Traben-Trarbach. Infos hier>>

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