Plenarrede

Zukunftsbranche Landwirtschaft – Durch Innovation zu mehr Resilienz und Leistungsfähigkeit auf Höfen und Weinbergen 
– Drucksache 18/7573 –


Abg. Jutta Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! In diesem Sommer war ich mit meiner Kollegin Pia Schellhammer unter anderem in den Moselweinbergen. Wir konnten uns dort bei einer Vorführung des DLR Mosel den Einsatz von Drohnen in den Steil- und Steilstlagen zeigen lassen. Praxisnah wurde uns gezeigt, wie in Zukunft umweltschonend und risikoarm Pflanzenschutzmittel auf die Reben gesprüht werden können.

Im Gegensatz zum Einsatz von Hubschraubern ist die Drohne leiser, einfacher in der Handhabung und kann nötige Pflanzenschutzmittel zielgenauer versprühen; ein digitales und innovatives Vorzeigeprojekt made in Rheinland-Pfalz.

Der Drohneneinsatz wurde übrigens bereits im Jahr 2011 von unserer damaligen Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken als Pilot auf den Weg gebracht. Das heißt, bis zur Praxisreife hat es zwölf Jahre gedauert. Dazu muss ich anmerken, dass solche Prozesse, auch was die bürokratischen Verfahren angeht, in Zukunft beschleunigt werden sollten.

Wir haben uns bei weiteren Besuchen bei Landwirtinnen und Landwirten umgesehen und waren begeistert, mit welcher Verve und natürlich auch mit welchem Arbeitsaufwand in den Familien, mit welcher Kreativität die Landwirtinnen und Landwirte neue Wege gehen, auch in der Vermarktung.

Ich bin sehr dankbar für diese Aktuelle Debatte „Zukunftsbranche Landwirtschaft – Durch Innovation zu mehr Resilienz und Leistungsfähigkeit auf Höfen und Weinbergen“; denn kaum eine Branche digitalisiert und automatisiert ihre Prozesse gerade so grundlegend wie die Branchen Landwirtschaft und Weinbau.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und bei der FDP)

Rheinland-Pfalz nimmt mit seinen Bäuerinnen und Bauern, Winzerinnen und Winzern, Landmaschinenherstellerinnen und -herstellern sowie Versuchs und Beratungsstellen einen Spitzenplatz beim Digital Farming ein.

Wir haben die GeoBox entwickelt und somit eine Plattform für den Austausch von Daten und Informationen für die gesamte Agrarwirtschaft geschaffen. Damit hat Rheinland-Pfalz im Übrigen ein inzwischen bundesweit genutztes Verfahren entwickelt.

Mit dem Hofgut Neumühle hat ein bundesweit bedeutendes Zentrum für Digital Farming seinen Standort in der Pfalz. Kürzlich erhielt die Versuchsanstalt eine EU-Förderung in Höhe von 2,2 Millionen Euro für das Projekt „Nachhaltigere Milch“; wir haben in der vergangenen Sitzung des Landwirtschaftsausschusses darüber gesprochen.

Für den Bürokratieabbau im Weinbau haben wir im Frühjahr die digitale Verfügbarkeit des Weinbegleitdokuments umgesetzt.

Wir haben zukunftsweisende KI-Projekte des Bundes wie das Vorhaben „PhenoTruck“, das mittels künstlicher neuronaler Netze Schädlinge direkt im Feld und im Weinberg identifizieren kann.

Natürlich haben wir auch den Einsatz von Drohnen mit Wärmebildtechnik zur Rehkitzrettung. Ich freue mich, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium die Mittel für dieses Projekt von 2 Millionen auf 4,4 Millionen Euro heraufgesetzt hat; denn die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass diese Methode die mit Abstand effektivste Möglichkeit ist, um Rehkitze zu orten und zu retten.

Wir müssen innovativ denken – ich glaube, darin sind wir uns, zumindest in der Regierungskoalition, einig –, wenn wir für die Folgen des Klimawandels gewappnet sein wollen, auch was den Weinbau angeht, Stichwort „Neue Rebsorten“.

Vermehrt auftretende Extremwetterlagen – diese haben wir jetzt auch noch einmal in Rheinland-Pfalz erleben müssen: Spätfrost, Hitzeperioden, extreme Trockenheit, Hagel – gefährden die empfindlichen Weinreben, und das Sortenspektrum verschiebt sich. In den nächsten Jahren werden in unseren Weinanbaugebieten vermehrt Rotweine wie zum Beispiel Merlot oder Pinot angebaut.

Wir waren mit dem Ausschuss in Polen. Selbst in Polen wird jetzt Wein angebaut. Der Klimawandel schreitet also voran, und natürlich werden wir in Rheinland-Pfalz davon zum Teil empfindlich getroffen werden. Das betrifft leider auch den Riesling. Deshalb müssen wir die Züchtung von Rieslingreben, die mit dem Klimawandel zurechtkommen und insgesamt ein lockereres Beerenwachstum ausweisen, unterstützen.

Die traditionellen Rebsorten leiden unter dem Extremwetter, weswegen wir die sogenannten neuen Rebsorten, die klimaangepasst sind, brauchen, Stichwort „PIWIs“, pilzwiderständige Sorten. Diese sind gegen gängige Pilzkrankheiten resistent. Sie haben ein längeres Stielgerüst und sind lockerbeerig, also insgesamt weniger anfällig.

In Rheinland-Pfalz befinden sich

(Glocke des Präsidenten)

zurzeit 100 pilztolerante neue Rebsorten im Anbau, auf ca. 3 % der Gesamtfläche. Das muss mehr werden. Mehr dazu in der zweiten Runde.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)


Abg. Jutta Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Wir haben über die Innovationen gesprochen, die es auch in Zukunft der Landwirtschaft ermöglichen sollen, gut zu arbeiten. Wir müssen aber noch mehr tun. Ich bin davon überzeugt, dass der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt die größte Bedrohung für die Ernährungssicherheit darstellen.

Wir haben in Rheinland-Pfalz dazu Projekte wie „Lebendige Moselweinberge“. Das erwähne ich deswegen, weil dort gezeigt wurde, wie Artenvielfalt in einer Kulturlandschaft ohne Verluste und auch jenseits von nur bio oder nur konventionell gefördert werden kann. Ich möchte das Gesetz ansprechen, das Sie auch schon angesprochen hatten, das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur.

Ich bin davon überzeugt, dass sich das positiv auf die Ernährungssicherheit in Europa auswirken und den Landwirten helfen wird, die erforderlichen Produktionskapazitäten der landwirtschaftlichen Flächen für die nächsten Jahrzehnte zu sichern.

Ohne eine Verbesserung der biologischen Vielfalt und den Aufbau stärkerer und widerstandsfähiger Ökosysteme wird es einfach nicht möglich sein, Ernährungssicherheit und -erzeugung, Bioökonomie und ländliche Gebiete sowie letztlich den Lebensunterhalt von Landwirtinnen und Landwirten zu gewährleisten.

Innovation allerdings heißt für mich nicht, auf Gentechnik oder Glyphosat als Allheilmittel zu setzen. Ich bedauere ausdrücklich, dass das von der WHO-Agentur für Krebsforschung als wahrscheinlich krebserregend eingestufte Glyphosat für weitere 15 Jahre zugelassen werden soll. Das ist in meinen Augen keine Innovation.

Vielen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD sowie der Abg. Cornelia Willius-Senzer, FDP)

 

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